Bauarten von Montierungen

Ohne ein gutes Teleskop macht die Erkundung des Nachthimmels keinen Spaß aber das beste Teleskop bringt Ihnen nichts, wenn Sie keine passende Montierung besitzen. Schwingungen des Teleskops schwächen reduzieren die Freude an der Beobachtung. Bevor Sie sich also hochwertige Okulare kaufen, sollten Sie sich einen guten Unterbau zulegen. Investieren Sie daher beim Kauf in eine stabile Montierung und ein stabiles Stativ. Welche Montierungen es gibt, was deren Vor- und Nachteile sind und welche Montierung für Sie die Richtige ist erfahren Sie hier!

Kurzübersicht:

 

Allgemeines

Einerseits muss die Montierung natürlich ihr Teleskop plus Zubehör tragen. Sie sollten daher überprüfen ob ihr Teleskop nicht zu schwer für die ausgewählte Montierung ist. Anderseits muss die Montierung im Stande sein sich samt Teleskop zu bewegen. Da sich die Erde um sich selbst dreht, die Sterne und Planeten aber „fest“ am Himmel stehen, wandern diese mit ca. 0,25° pro Minute über den Himmel.
 
Wenn Sie einem Freund oder einer Freundin beschreiben möchten, wo er/sie ein tolles Objekt am Himmel beobachten kann, so müssen Sie die Position des Objekts bezüglich eines bestimmten Koordinatensystems bestimmen, damit ihr Freund/ihre Freundin dieses Objekt mit Hilfe der Koordinaten wiederfinden kann. In der Astronomie gibt es hauptsächlich 2 Koordinatensysteme. Das Alt-Azimut-System und das äquatoriale bzw. parallaktische System. Jede Teleskopmontierung baut auf einem der beiden Systeme auf.

Stellarium: Himmelsnordpol, Polarstern, Zenit, Himmelsäquator und Meridian

Im oberen Bildausschnitt sind die beiden Koordinatensysteme dargestellt. Das blaue Gitternetz ist das äquatoriale System und das grüne Netz ist das Alt-Azimut-System. 

Im Zenit laufen die Linien des alt-azimut Systems zusammen, unter anderem auch der Meridian. Der Zenit ist immer der Punkt senkrecht über dem Beobachter, d.h. er ist vom Beobachtungsort abhängig! Wie man sieht läuft der Meridian sowohl durch den Zenit, durch den Himmelsnordpol als auch durch den südlichen Horizont, welcher hier mit einem roten S markiert ist.

Betrachtet man das äquatoriale Netz etwas genauer, so kann man feststellen, dass der Nordstern (Stern auf den der Pfeil gerichtet ist) und der Himmelsnordpol (Pfeil auf den Ort an dem die blauen Linien zusammenlaufen) nicht exakt am selben Ort liegen. Des Weiteren ist der Himmelsäquator mit einer orangen Linie eingezeichnet. Am oberen Ende kann man (schwer) erkennen, dass dort 0° steht. Wir empfehlen Ihnen an dieser Stelle sich das kostenlose Planetariumsprogramm Stellarium herunter zu laden. Mit diesem Programm können Sie sowohl ein Gefühl für die Koordinatensysteme bekommen als auch die Tiefen des Universums erkunden!
 

Azimutale Montierung

Azimutale MontierungDiese Montierung orientiert sich am Alt-Azimut-System. Die Montierung besteht aus zwei Achsen. Mit der ersten stellt man die Höhe über dem Horizont ein und mit der zweiten Achse stellt man die Richtung bezüglich eines bestimmten Startpunktes ein. Der Startpunkt wird in diesem Fall vom südlichen Horizont vorgegeben, also der Punkt an dem der Meridian im Süden „einsticht“. Zur Vereinfachung können Sie sich folgendes vorstellen: Sie blicken Richtung Süden auf den Horizont. Wenn Sie jetzt ein Objekt finden möchten, müssen Sie sich fragen: Wie hoch muss ich schauen und wie weit muss ich mich nach rechts beziehungsweise links drehen. Möchten Sie das Objekt weiter verfolgen müssen Sie einerseits ihre Blickhöhe anpassen und anderseits ihre Blickrichtung.
So ist es auch bei der Montierung. Möchten Sie ein Objekt im Gesichtsfeld behalten also verfolgen, müssen Sie immer zwei Achsen verändern (nachführen).

 

 

Wofür ist die azimutale Montierung geeignet?

Die azimutale Montierung eignet sich hauptsächlich für die visuelle Beobachtung. Dafür haben die meisten manuellen azimutalen Montierungen auch eine Stange, mit der man die Montierung relativ fein auf das gewünschte Ziel einstellen kann. In der Astrofotografie hingegen ist diese Montierung nicht so gut geeignet. Da zwei Achsen nachgeführt werden müssen verläuft die Nachführung immer im Zick-Zack. Möchten Sie ein Foto mit langer Belichtungszeit erzeugen, ist das Resultat mit einer parallaktischen Montierung, bei der nur eine Achse nachgeführt werden muss, deutlich besser. Des Weiteren würde der Bildausschnitt der Kamera mit der Zeit rotieren da sich die azimutale Montierung nicht mit dem Himmel mitdreht!Hilfsstange einer azimutalen Montierung


 

Die Dobson-Montierung

DobsonmontierungHierbei handelt es sich um eine sehr einfach konstruierte azimutale Montierung, welche vom Amateurastronom John Dobson entwickelt wurde. Sie besteht nur aus zwei Komponenten. Dem Teleskop, welches mit Drehlagern ausgestattet ist und die sogenannte Rockerbox, in die das Teleskop eingesetzt wird. Dieses System hat den Vorteil, dass es sehr schnell aufgebaut ist. Einfach das Teleskop in die Rockerbox setzen und losspechteln! Das System ist meist so gut austariert, dass Sie mit wenigen Fingern jeden Punkt am Himmel problemlos aufsuchen können. Durch diese einfache Bauweise erhält man zusätzlich noch extrem viel Öffnung für relativ wenig Geld. Diese beiden Vorteile machen ein Dobson zu einem herausragenden visuellen System. Der „Nachteil“ dieses System ist, dass Sie es nicht für die Astrofotografie nutzen können (außer mit dem Smartphone). Jedoch wird es extrem schwierig bei hohen Vergrößerungen das gewünschte Objekt im Gesichtsfeld zu behalten.


 

Die äquatoriale/parallaktische Montierung

Parallaktische Montierung - Äquatoriale MontierungWie der Name schon sagt orientiert sich diese Montierung am äquatorialen Koordinatensystem. Auch dieses System hat zwei Achsen. Die erste Achse, die sogenannte Rektaszensionsachse (RA-Achse) wird parallel zur Erdachse auf den Himmelsnordpol ausgerichtet. Die zweite Achse, die Deklinationsachse, steht senkrecht auf der RA-Achse, und bestimmt die Höhe über dem Himmelsäquator. Dadurch dass die RA-Achse parallel zur Erdachse steht, muss auch nur diese nachgeführt. Also muss hier im Vergleich zur azimutalen Montierung nur ein Freiheitsgrad korrigiert werden. Zumindest ist das in der Theorie so! In der Praxis werden Sie es ohne elektronische Hilfe kaum schaffen die RA-Achse perfekt parallel zur Erdachse auszurichten. Für die visuelle Beobachtung ist dies aber auch gar nicht nötig. Bei der Astrofotografie spielt das dann schon eine größere Rolle. Dafür haben aber die meisten äquatorialen Montierungen dann sogenannte Polsucher, mit denen Sie die RA-Achse sehr genau auf den Himmelsnordpol ausrichten!

Damit Sie sich diese Montierung besser vorstellen können, stellen Sie sich folgendes vor:

Sie nehmen einen flachen Liegestuhl und stellen diesen auf eine Kiste sodass er parallel zur Erde ausgerichtet ist. Stellen Sie sich vor Sie legen sich auf den Liegestuhl legen und strecken ihren Arm in Richtung eines Sterns aus. Wenn Sie diesen Stern jetzt über die Nacht verfolgen wollen, dann müssen Sie ihren Arm nicht in der Höhe verändern. Sie müssen lediglich von links nach rechts schwenken beziehungsweise müsste sich nur der Liegestuhl drehen.

Letztendlich ist das äquatoriale Koordinatensystem genauso aufgebaut wie unser System auf der Erde mit Längen und Breitengraden. Die Längengrade entsprechen der Rektaszension und die Breitegrade der Deklination. Der einzige Unterschied ist, dass die Rektaszension nicht im Winkelmaß, sondern im Stundenmaß angegeben wird. Der Nullpunkt liegt hier im Frühlingspunkt im Sternbild Fische (Tag-Nacht-Gleichheit).

Die Nachführung bei äquatorialen Montierungen ist genauso simpel wie bei der azimutalen Montierung. Bei manuellen Systemen gibt es zwei lange Schraubknäufe. Sobald man auf den Himmelsnordpol ausgerichtet ist, kann man durch Drehen des Rektaszensionsknaufs das Objekt im Gesichtsfeld behalten.

 

Wofür ist äquatoriale Montierung geeignet?

Diese Montierung ist vor allem für die Astrofotografie geeignet. Da sich die Rektaszensionsachse mit der Erde mitdreht, kommt es einerseits zu keiner Bildrotation und andererseits wird nicht im Zick-Zack nachgeführt, sondern direkt entlang der Bahn am Himmel des Objekts.
Das System eignet sich selbstverständlich auch für die visuelle Beobachtung, ist hier aber nicht zwingend erforderlich. Zudem dauert der Aufbau auch ein wenig länger als bei einer Dobson-Montierung.

 

Go-To-Funktion – Einmal dahin bitte!

Die Luxusklasse der Montierungen ist diejenige mit Go-To-Funktion. Sowohl azimutale als auch äquatoriale Montierungen gibt es mit dieser Funktion. Hier sind in der Montierung Motoren verbaut, die beide Achsen in verschieden Geschwindigkeiten „fahren“ kann. Einerseits kann dadurch ein Objekt ohne manuelles zutun nachgeführt werden (was bei langen fotografischen Belichtungen unerlässlich ist) und anderseits kann ein Objekt aus einer zugrunde liegenden Datenbank angefahren werden, sobald der Montierung mitgeteilt wurde wie es ausgerichtet ist also „wo es gerade hinschaut“.



Abbildung links: Handsteuerung einer Go-To-Montierung. An dieser kann ein Objekt eingegeben werden, welches von der Montierung anschließend angefahren wird.
GoTo-Handsteuerung

Omegon Push+ Go

Omegon Push+ GoMit dem Push+ System von Omegon gehört das Aufsuchen von Objekten mit einem Dobson der Vergangenheit an. Das Push+-System verfügt über zwei sogenannte Encoder, die jede Bewegung der Azimut- und Höhenachse aufzeichnen. Dadurch weiß das Teleskop immer wohin es gerade schaut. Wenn dem Teleskop sein Standort mitgeteilt wurde, können Sie einfach in die Handsteuerung das Objekt eingeben, das Sie beobachten möchten und die Montierung sagt Ihnen, wo Sie hinschwenken müssen. Das Teleskop fährt also nicht alleine das Objekt an, sondern Sie müssen nach wie vor manuell das Dobson führen aber eben mit einem hilfreichen "Wegweiser".
 



Die Polhöhenwiege - Von azimutal zu äquatorial

Mit Hilfe einer Polhöhenwiege können Sie ihre azimutale Montierung zu einer äquatorialen Montierung "upgraden". Die Polhöhenwiege ist letztendlich nichts anderes wie ein Winkel der unter die Azimutachse kommt. Der Winkel wird dabei so eingestellt, dass die Azimutachse parallel zur erdachse liegt. So wurde die Azimutachse zur Rektaszensionsachse und automatisch auch die Höhenachse zur Deklinationsachse, da in beiden System die Achsen senkrecht aufeinander stehen.Polhöhenwiege
 
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