Komakorrektoren: GPU vs. Baader MPCC Mark III

Abhängig von Bauweise, verwendetem Material, physikalischen Grundlagen oder anderen Gründen treten bei Teleskopen Abbildungsfehler auf. Ein Newton-Reflektor weist aufgrund der parabolischen Form des Hauptspiegels einen Abbildungsfehler namens Koma auf (siehe nachfolgendes Bild).
 

 Sterne am Bildrand werden kometenförmig abgebildet. Hinweis: Der verrauschte/pixelige Hintergrund hat nichts mit der Koma zu tun, sondern mit der starken Vergrößerung des Bildrandes  Hier ist deutlich zu erkennen, wie der Stern Arcturus kometenförmig verzogen wird. Das gezeigte Bild ist ein Ausschnitt des Originalbildes. Im Originalbild befindet sich der Stern in der Bildfeldecke weil dort die Koma ab stärkstenauftritt. 
 

Die Koma lässt sich mittels sogenannter Komakorrektoren ausgleichen. Das ist für visuelle Beobachtungen hilfreich und für die Astrofotografie unabdingbar. Möchte man sich nun einen solchen Korrektor zulegen so führt die Recherche oft zu der Entscheidung zwischen dem „MPCC Mark III“ von Baader und dem Komakorrektor von Gyulai Pal aus Ungarn (GPU-Optics). In diesem Artikel werden wir diese beiden Komakorrektoren vergleichen, um Ihnen die Entscheidung zu vereinfachen!
 

Gemeinsamkeiten und Unterschiede:

 
Wir beginnen mit ein paar Eigenschaften der jeweiligen Korrektoren

MPCC Mark III

GPU Komakorrektor

 

2-elementig

4-elementig

f/3,5 bis f/6

Ideal für f/4 – geeignet von f/3,5 bis f/6

Keine Brennweitenveränderung!

Keine Brennweitenveränderung!

M42 oder M48

M48

Gewinde-Fokus-Abstand (T2): 55mm

~ 55mm

Gewinde-Fokus-Abstand (M48): 57.5mm

 

 
An dieser Stelle muss noch erwähnt werden, dass der Arbeitsabstand des GPU Komakorrektors von der Brennweite des Teleskops abhängig ist. Der Zusammenhang ist nicht linear und wird von GPU wie folgt angegeben:

♦ Brennweite bis 600 mm - Arbeitsabstand 51,50 mm
♦ Brennweite 610-800 mm - Arbeitsabstand 53,50 mm
♦ Brennweite 810-1000 mm - Arbeitsabstand 55 mm
♦ Brennweite ab 1010 mm - Arbeitsabstand 54,50 mm

Für den Vergleich der beiden Korrektoren sehen wir uns zuerst die theoretischen Ergebnisse an und dann die praktischen Erfahrungswerte der Anwender an.

 

Theoretischer Vergleich:

An dieser Stelle vielen Dank an die Kollegen von Teleskop-Austria, die uns freundlicherweise die Analysebilder zur Verfügung gestellt haben!


Oben sehen Sie die computergestützte Auswertung der beiden Korrektoren (links GPU und rechts Baader). An der Heatmap/Farbkarte lässt sich deutlich erkennen, dass der Baader MPCC eine leicht stärke Bildkrümmung (Vignettierung) erzeugt (Baader 23.0% vs. GPU 18.4% field-curvature). Bei der optischen Anwednung ist dies allerdings kaum bemerkbar. Bei der Astrofotografie kann man das durch ein Flatfieldbild ausgleichen. Dieses sollten Sie allerdings im allgemeinen immer machen (also auch beim GPU), da es das Foto deutlich verbessert. Allerdings sorgt Vignettierung auch für eine etwas geringere Lichtempfindlichkeit (welche Sie nicht mit einem Flatfieldausgleichen können).

Die Datentabellen im linkeren oberen Eck zeigen auch die FWHM-Werte. FWHM steht für „Full Width Half Maximum“ (zu deutsch: Halbwertsbreite) und hier kann man das als Maßeinheit für die Größe der Sterne sehen. Das bedeutet dass die Sterne beim GPU ein ganz klein wenig kleiner abgebildet werden als beim MPCC. Dieser Unterschied von 0.03" (min) bzw. 0.34" (max) ist beim visuellen Einsatz allerdings nicht bemerkbar. In der Astrofotografie kann man den Unterschied nur bei extrem gutem Seeing und bei perfektem Setup (Guiding etc.) feststellen. Jedoch sollte man hierbei das Auflösungsvermögen seines Teleskops im Hinterkopf behalten!

Des Weiteren sollte man noch die Baulänge näher in Betracht ziehen. Der GPU ist deutlich länger als der MPCC und somit sitzt er sehr fest im Okularauszug und kann weniger stark verkippen als der MPCC. Aufgrund der Baulänge kann der GPU (abhänigig vom Teleskop) auch in den Strahlengang hineinragen, was zu Beugungserscheinungen führt.

Zudem sorgt das vierlinsige Design auch für weniger spährische Aberrationenen. Die Linsen des GPU sind dabei so verbaut dass keine Reflexe in der Fokusebene erzeugt werden.
 

Praktischer Vergleich:


Die Theorie ist eine Sache aber was sagen Kunden und Anwender zu den Korrektoren.  Bezüglich des MPCC erhalten wir oft die Rückmeldung, dass er sehr einfach in der Handhabung und dankbar bezüglich des Abstands ist. Dies spiegelt auch die oben genannte theoretische Betrachtung wieder.  Der GPU ist bei den Anwendern insofern beliebt, da er wie bereits erwähnt weniger vignettiert. Zwar kann man die Vignettierung mit Flats ausgleichen allerdings sorgt eine stärkere Vignettierung auch für eine geringere Lichtempfindlichkeit.

In den Astrofotografie-foren hat sich zudem gezeigt, dass der GPU am meisten genutzt wird und von den Anwendern dementsprechend auch geliebt wird. Von der Verteilung nutzen etwa 60% den GPU und 40% den Baader MPCC (wenn man alle anderen Korrektoren vernachlässigt.)

Den praktischen Vergleich möchten wir mit ein paar Aufnahmen aus dem Feld abschließen. Die folgenden drei Bilder zeigen den Stern Arcturus. Da die Koma vorallem an den Rändern bemerkbar ist, befindet sich der Stern in diesem Beispiel nicht in der Bildmitte.

Aufnahmedaten:

Objekt: Arcturus
Teleskop: Omegon 10"/1000mm F4 Astrograph mit Blendenring auf einer EQ6R-Pro
Kamera: Lumix DMC-G7
ISO: 3200
Belichtungszeit: 1/5 s

 

Ohne Komakorrektor
Oben: Orignal Bild
Unten: Crop auf 516x432
Baader MPCC Mark III
Oben: Orignal Bild
Unten: Crop auf 516x432
2" GPU Komakorrektor
Oben: Orignal Bild
Unten: Crop auf 516x432


Man kann deutlich erkennen, dass ein Komakorrektor die Abbildungsleistung deutlich verbessert. Vergleicht man die Crop-Versionen von MPCC und GPU, so kann man feststellen, dass der Stern wie oben beschrieben beim GPU minimal kleiner abgebildet wird. Beim Orignal Bild ist das allerdings mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen.

Hinweis:

Die oben gezeigten Bilder sollen nur einen Eindruck über die beiden Komakorrektoren vermitteln und erheben keinen Anspruch auf "Richtigkeit". Von Bild zu Bild sind Temperatur (Seeing im Allgemeinen), Vibrationen und Fokus nicht zwangsweise exakt gleich, weshalb die tatsächliche Performance variiert bzw. variieren kann!
 

Fazit:

  • Beide Korrektoren sehr gut!

  • Baader leichter im Setup

  • Abstand des GPU muss SEHR exakt eingestellt werden

Letztendlich machen Sie mit keinem der Korrektoren einen „Fehler“.

Für die Astrofotografie gilt: Möchten Sie sehr kleine runde Sterne haben sollten Sie zum GPU Korrektor greifen allerdings muss das Seeing (Luftunruhe) und das restliche Setup sehr gut sein, damit Sie den Unterschied von 0.03“ bzw. 0.34" überhaupt ansatzweise merken können. 
 
 

Unser Tipp für Sie:


Für visuelle Beobachtung:

Ganz klar Baader, da dieser preiswerter ist und die erwähnten Unterschiede nur in der Astrofotografie bemerkbar sind!


Für die Astrofotografie:

Baader: Schnell und einfach!
GPU: Für Perfektionisten!