Kurze Rückmeldung TS-Optics Photoline 72mm ED-APO Refraktor

​Sehr geehrter Her Kloß,

am Sonntag war es doch einmal wieder klar (und kalt). So war ich draußen und hatte viel zu tun, denn es galt nicht nur den neuen kleinen Apo, sondern auch die neue Skiunterwäsche, neue Okulare, den Winterhimmel, wieder einmal den 5", ein Filterchen und den neuen (besseren) Beobachtungsplatz auszuprobieren. Für systematisches Tun blieb also keine Zeit, zumal ich auch wieder einmal genießen wollte.

Deshalb erst einmal nur ein kurzer Eindruck: der Kleine ist klasse!

Natürlich sammelt der nicht so viel Licht wie der 5", ist aber ruck-zuck auf das (ordentliche) Fotostativ geschraubt und einsatzbereit und steht so ausreichend sicher und schwingungsarm (aber nicht schwingungsfrei). 
Allerdings: wenn man an den sehr erwachsenen Okularauszug (den ich ja so wollte, weil ich den mag) einen 2" Zenitspiegel und ein gewichtigeres 2"-Okular dranhängt, dann wird der Aufbau auf dem Videoneiger schon etwas hecklastig, da muß ich mir eine geschicktere Adaption einfallen lassen. Und mir fehlt eine Einfach-Peilvorrichtung, da dürften es aber schon zwei Schrauben in den oberen Gewinden der Rohrschellen tun.

Und Sie haben wieder eine hübsche Optik fertiggemacht: mit recht annehmbaren Okularen (z. B. 27 mm Panoptic und 12,5 mm Morpheus) bildet das Fernröhrchen auch als Dublett sehr schön ab und das mit gewaltigem Feld (das ist schon ein Unterschied, ob man von einem Gesichtsfeld von vier Grad liest oder ein Gesichtsfeld von vier Grad überblickt!). 
Sternhaufen (M 35, Plejaden, Praesepe) sind einfach ein Genuß, selbst h und chi wirken fast ein wenig verloren in dem großen Gesichtsfeld. Und auch so eine kleine Optik kann bei Nebeln Spaß machen: der Orionnebel war eine Pracht beim Betrachten und fein detailliert zum Studieren und über den Eulennebel (M 97) bin ich fast gestolpert.

Für eine qualifizierte Bewertung der Optik fühle ich mich nicht wirklich kompetent, aber soweit ich das beurteilen kann, bildet das Objektiv farbrein und scharf ab, vielleicht ist bei 90 facher Vergrößerung um helle Sterne ein Hauch blau zu erkennen (eine Fernsehantenne vor grauem Himmel zeigt keine Farbsäume), die Beugungsscheibchen erscheinen schön rund.

Der Kleine macht mir einfach nur Spaß. Der taugt definitiv zu mehr, als nur als gelegentlicher Wolkenlückenbüßer in den Park geschleppt zu werden - der darf auch wieder mit auf den Acker.


Vielen Dank dafür und viele Grüße von

M. S.